Nunja, wenn Ihr ein wenig zurück scrollt, könnt Ihr dort lesen warum meine kleine Welt vor drei Jahren zum Stillstand kam.....am 20.9.2011 starb mein Mann. Ganz plötzlich, ohne Vorwarnung und das wo wir doch grad mal sechs Monate vorher geheiratet haben. Daraufhin kam alles zum erliegen, einschließlich meiner selbst.
Doch genau wie viele andere Menschen in meiner Situation, arbeitete ich mich wieder auf die Straße des Lebens. Langsam und stetig erfreute ich mich zunächst über Klitzekleinigkeiten und eines Tages war ich einfach wieder da. Naja gut, einfach....das Wort ist vielleicht schlecht gewählt, ich hatte sehr viel Hilfe von meinem Umfeld und den Rest suchte ich mir in Form von fachlichen Stützen.
Eigentlich hätte es dann wieder so richtig losgehen können. Ich fing wieder an zu arbeiten, ging wieder raus und lachte ein befreihendes Lachen. Nur kreativ sein ..... das ging nicht. Nun, es würde sicher kommen....
Die nächste Hürde entwickelte sich im engsten Kreise (meiner Schwiegereltern), nachdem ich mich - und nun darf sich jeder so seine Meinung bilden - ganz vorsichtig und voller Angst neu verliebte. Dies wurde, verständlicher Weise - sehr mißbilligend begutachtet. Wäre es doch nur dabei geblieben......doch es spitzte sich zu, wurde verletzend (leider auch von meiner Seite), so sehr das meine so mühsam ausgebaute Stabilität wieder ins wanken geriet. Also wählte ich, sicher auch mangels an Energie, die Flucht. Ich zog um, nur ein Dörfchen weiter, aber hier fand ich meine Ruhe, meinen Frieden und mich selbst. Versuche die Wogen zu glätten, zu erklären und die Bitte um respektvollen Umgang wurden bis dato ignoriert....und ich schloss auch hiermit meinen Frieden. Allen entsetzten Rufen zum trotz : Ich verstehe die beiden, wirklich. Und ich weiß nicht ob ich nicht auch zunächst wüst reagieren würde wenn einer meiner Söhne sterben würde und die Schwiegertochter sich vermeindlich zu schnell tröstet. Aber ich hoffe ich würde Respekt walten lassen, würde niemals meine Achtung vor der Person verlieren und sie ihr Leben leben lassen.
Nun hätte alles so gut laufen können....im Job erkannte man mein Engagement an und bot mir die Leitung einer neuen Kita an (die ich übrigens seit September habe :-) ) und ich wurschtelte mich dort hinein. Meine neue Beziehung entwickelte sich zum Fels in jeglicher Brandung und
hat mir mein Lachen und mein.....ja doch so kann man es sagen ...... mein ICH zurück gegeben.
Bei allem was so um mich herum geschah, begutachtete ich natürlich auch meine beiden Söhne. Auch sie litten unter dem Verlust und der gesamten Situation. Augenscheinlich schien es aber besser zu werden, sie entwickelten sich gut und ich war frohen Mutes. Leider spielte sich jedoch bei meinem Großen eine Tragödie ab die ich viel zu spät erkannte. Er rutschte ab.......
Jetzt im Oktober ist es genau ein Jahr her ....... dieses Jahr war das schwerste was ich je hatte. Und ich dachte nach dem Tod meines Mannes, schlimmer gehts nicht. Doch wer jemals mitansehen mußte wie das eigene Kind Stück für Stück dem Tod näher ist als dem Leben, wie es von Psychosen und Depressionen geschüttelt wird. Wie es in blinder Raserei die Wohnung in Stücke zertrümmert um dann weinend zusammen zu brechen.....die Augen auf mich gerichtet mit den Worten HILF MIR - der wird nachvollziehen können was ich empfand.
Mein Sohn bekam - sicherlich auch biografisch begründet - eine schwere Depression, auch durch das Trauma des Todes. Dies versuchte er leider durch Drogen zu bekämpfen......was ihn völlig zerstörte. Er verlor den Job, fast die Wohnung und wenn er nicht vor drei Monaten eingewilligt hätte sich helfen zu lassen, wäre er vermutlich nicht mehr am Leben.
Ich war ständig auf Bereitschaft, 24 Stunden - wenn ein Anruf kam - rannte ich was das Zeug hielt in der Hoffnung immer das Schlimmste verhindern zu können.
Inzwischen sind wir auf einem guten Weg. Wir haben viele Stationen durchlaufen......Entzug, Psychiatrie, Krankenhäuser, und zum Schluss eine sehr gute Rehabilitationseinrichtung im Schwarzwald. Nun ist er wieder daheim, clean und als wir gestern zusammen seine Wohnung aufräumten war er fast wieder *der Alte*
Ich weiß natürlich wie zart dieser Zustand noch ist, aber er beflügelt mich und ich traue uns alles zu es diesmal zu schaffen. Hilfe haben wir natürlich nach wie vor.
Uff...........
Ich muss sagen es befreit hier zu schreiben, wenngleich es natürlich einem Seelenstrip ähnelt. Ist das gut ? Ich weiß nich, aber es ist das erste mal seit drei Jahren soweit das ich mich öffne, das etwas in mir ruft und ich es höre. Also - ja....ich glaube es ist gut ...für mich :-)
Nun sitz ich hier, mit Kaffee.....schaue auf den herbstlichen Garten und fühle mich frei und dennoch eingebunden in Kräfte und Wege von Mutter Erde. Ich glaube - abgesehen davon das ich wieder stricke und richtig Freude daran habe zu schreiben - ist da nochmehr.......was auf mich wartet. Und ich bin gewillt es zu entdecken....oder sagen wir mal : Es WIEDER zuzulassen.
In diesem Sinne wünsche ich allen die in schweren Zeiten sind viel Kraft, Menschen und Orte die ihnen gut tun und Mut Innenschau zu halten. Und denkt daran - all die, die Dinge tun die Ihr nicht versteht, die euch erschrecken oder gar wütend oder ängstlich machen, begleitet sie ein Stück und lasst es auf euch wirken. Wenn es Eure Grenzen überschreitet, geht Eurer Wege aber verurteilt sie nicht - denn jeder hat seinen eigenen Weg zu gehen.
:-)
Beim Lesen deines Textes hatte ich wirklich Tränen in den Augen und gleichzeitig hat mein Herz ganz fest zu schlagen begonnen - das war wirklich eine schwere schwere Zeit für dich und ich kann gar nicht nachvollziehen, wie es dir wohl ergangen sein muss!
AntwortenLöschenDu bist einfach eine wahnsinnig starke Frau - mehr weiß ich jetzt gar nicht mehr zu schreiben....
Alles Liebe nima
Liebe Nima, erstmal vielen vielen Dank - auch wenn Du glaubst Du weißt nicht recht was Du schreiben kannst/sollst...Du findest wirklich IMMER die richtigen Worte :-)
LöschenSicherlich ist vieles was ich erlebt habe und noch erleben werde nicht einfach. Doch ich glaube fest daran das jeder diese Stärke hat. In stillen Momenten fühlst Du sie. Und ich Danke oft meiner Familie - die immer in irgendeiner Form für mich da sind. Meine Mutter, die mich auf die Welt brachte obwohl sie damals krank war, mein Vater der mich als Jugendliche mit den Worten nervte : Kann ich nicht, gibt es nicht. - inzwischen bin ich ihm sehr dankbar und meiner Oma, bei der ich aufwuchs und die mir so unglaublich viel Liebe gab. Alle sind in der Realität nicht mehr bei mir und dennoch halte ich oft stille Zwiesprache....wichtig ist glaube ich nicht mit dem Schicksal zu hadern. Ich glaube alles hat seinen Grund. :-)
Ganz liebe Grüße
Claudia
Wie treffend du Worte findest, diese so schwere Zeit für dich, zu beschreiben. Da krieg' ich eine richtige Gänsehaut. Doppelt froh, dass das Leben mich bisher nicht so stark gebeutelt hat.
AntwortenLöschenNun freue ich mich, dass du wieder hier bist und ich hoffe öfter von dir lesen zu können.
Ganz liebe Grüße sendet dir Anke
Nach dem Lesen Deiner Worte hier, war ich sehr ergriffen. Ich finde es gut, das Du Dich hier geöffnet hast. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, das es gut für einen selbst ist, sich anderen mitzuteilen.
AntwortenLöschenIch bewundere Deine Stärke und Kraft, Du wirst Deinen weiteren Weg gehen, egal was kommt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie vonHerzen alles Gute, eine schöne Weihnachtszeit und für das Neue Jahr Ruhe, Frieden und Liebe in Deinem Leben.
Martina